Wiedersehen mit einem alten Bekannten

Das Wiedersehen mit dem Nordatlantik gestaltet sich für uns unspektakulär. Wir kennen uns bereits, so wie gute alte Bekannte, und wissen, dass er Ebbe und Flut bereit hält. Wir wissen, dass er schäumend, sturmgepeitscht und beängstigend, aber auch sanft gewellt und wunderschön tiefblau sein kann. Wir waren bereits auf und in ihm und sind nun wieder dicht an ihm dran. 

Unsere Abreise von Sevilla gen Süden in Richtung Huelva am 14. November führte uns zunächst mitten durch endlose Olivenbaumplantagen. Ein paar Feigenbäume versteckten zwischen ihnen, alle längst abgeerntet. In Sevilla noch wuchsen uns Zitrusfrüchte der verschiedensten Sorten förmlich am Straßenrand in den Mund. Sehr zur Enttäuschung von Holger, der gerne mal hier und mal dort naschte, war es nun vorbei mit den abendlichen Beutezügen durch die Straßen der Stadt. 

Doch plötzlich waren SIE wieder da: weiße Plastikabdeckungen über Feldern, die sich bis zum Horizont erstreckten. Diesmal jedoch waren die Zelte flach und ihr Inhalt sorgt dafür, dass wir in Deutschland ganzjährig nicht auf Erdbeere, Himbeere oder Blaubeere verzichten müssen. Einzige Probleme dabei sind eben auch hier: Die Feldarbeit erledigen afrikanische Sklaven und die Umgebung der Plantagen wird durch Hunderte illegaler Brunnen förmlich ihres Grundwassers beraubt.
 

Auch der Küstennationalpark "Coto de Doñana" hat unter den Auswirkungen dieses Raubbaus an der Natur zu leiden. Am Rande des mit wundervollen Schirmkiefern bewaldeten Parks hat man den Campingplatz "La doñana" angelegt, der nun schon seit einer Woche unser neuer Standort ist.

Das Areal ist riesig und im Sommer muss hier mächtig was abgehen. Es gibt mehrere Bungalowdörfchen mit eckigen, dreieckigen und runden Hütten zur Auswahl. Da sind außerdem mehrere Bereiche mit Dauercampern und sehr viele Urlauberstellplätze. Der Zeltplatz verfügt, mangels anderer Zugänge von außerhalb, über einen eigenen endlosen Sandstrand, Supermarkt, Poollandschaft, zwei Restaurants, Eiscafe, Strandbar und einige Sportanlagen. Das meiste davon ist jetzt in der Nachsaison jedoch geschlossen. Wir sind trotzdem mehr als zufrieden, vor allem mit dem Komfortstellplatz, den wir uns aussuchen durften, den super sauberen sanitären Anlagen und dem unschlagbaren Preis mit tollem Rabattangebot von 25%.  

Eine Woche lang haben wir uns hier nun schon die warme Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Tagsüber erreicht das Thermometer durchaus noch 27 Grad, allerdings nicht im Schatten. Die Nächte mit teilweise unter 10 Grad sind dagegen schon recht unterkühlt. Wir haben eine kleine Heizung dabei und müssen somit keinesfalls bibbern.

Heute lief der angenehme Wärmespender den ganzen Tag über, denn ein Wetterumschwung mit Starkregen und Gewitter machte den Großteil des Tages recht ungemütlich. Wir verließen unser Womo nur für die notwendigen Gänge zum Klo, zur Dusche und zur Abwäsche. Von den Nachbarn in ihren größeren Behausungen war überwiegend gar keiner zu sehen. Dabei kletterte das Thermometer sogar auf bis zu 20 Grad. Wir haben dann doch noch einen kurzen Gang zum Strand gewagt und sogar die Sonne weit draußen über dem Meer entdeckt. An Land wollte sie heute nicht mehr scheinen. 

Außer dem bereits erwähnten Nationalpark befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem Campingplatz auch ein gut gesichertes Militärgelände. Der Spanier liebt eben den krassen unmittelbaren Gegensatz: Nationalpark-Campingplatz-Militärgelände. Und was macht man auf einem Militärgelände, das sich direkt hinterm Strand neben einem Campingplatz befindet? Ist doch klar: Schießübungen! 

Zwei Tage lang knallte es ordentlich aus vollen Kanonenrohren in Richtung Ozean. Bei einem unserer Strandbesuche bekamen wir dann auch von zwei Polizisten der "Guardia Civil" einen Platzverweis, da zwei schwere Geschütze direkt über unseren Köpfen am Rand der hohen Düne positioniert waren und abgefeuert werden sollten. Wir folgten der freundlichen Aufforderung widerstandslos. 

Der Nachbarort Mazargon ist über einen 12 km langen Fahrradweg perfekt mit unseren Mifas zu erreichen. Hier gibt es Einkaufsmöglichkeiten und so haben wir beinahe täglich einen weiteren Bewegungsgrund. Der Weg hat nur jede Menge Haken, da rechts und links von ihm viel Gestrüpp mit Dornen wächst. Diese kleinen Fieslinge haben sich nunmehr zwei Mal in unsere Fahrradbereifung gebohrt und Holger mit Reperaturarbeiten beschäftigt. Für meinen patenten Mann natürlich kein Problem. 

Ein echtes Problem hingegen ist für uns nach wie vor der "wilde Olaf" auf La Palma. Er will einfach noch keine Ruhe geben. Immer wieder schütteln Erdbeben die Insel durch. Noch immer ergießt Olaf seine heiße Lava über das Land, schneuzt Asche heraus und ihm entweichen giftige stinkende Gase aus seinem Schlund. Noch dazu sind die Nachrichten von La Palma mittlerweile ähnlich verwirrend wie die Beschlüsse zu den Coronamaßnahmen in Deutschland. Zum Glück betreffen uns diese hier nicht. In Spanien erleben wir relative Gelassenheit. Man trägt Maske in den Innenräumen und viele Menschen tragen sie auch auf der Straße. 3G-Einschränkungen für Reisende vom spanischen Festland auf die Kanaren gelten erst ab dem 1.Dezember. Somit haben wir es mit unserer Fährbuchung für den 26. November nach Teneriffa richtig gemacht. Außerdem haben wir unsere Impfausweise mit den notwendigen Stempeln ja dabei. Wird auch Zeit, dass die endlich mal jemand hier sehen will!  
 

Bleibt alle gesund!!!