Vier Tage Südfrankreich

Marseillan ist eine kleine Gemeinde, die in der Region Okzitanien am Rande der Camargue liegt, einer enorm großen Schwemmlandebene meist auf Meeresspiegelhöhe.

Es soll hier noch wildlebende Pferde geben. Stiere werden für angeblich unblutige Stierkämpfe oder als blutige Delikatesse für Franzosen gezüchtet. Wir sehen allerdings nur unzählige Flamingos, die wir am Mittelmeer nun gar nicht erwartet hätten. 

Marseillan hat rund 7800 Einwohner und im Sommer, so wie wohl überall entlang der Mittelmeerküste, bestimmt das 100-fache an Touristen.

Der Franzose scheint hier nur Wein und Oliven zum Leben zu brauchen. Etwas anderes haben wir nicht auf den Feldern gesehen. Dazu gibt es Muscheln und andere Meerestiere auf den Teller. Bon Appetit!

Wir verbringen unsere Tage im Ortsteil "Marseillan Plague" auf dem kleinen Campingplatz "Le Paradou". Uns trennt hier nur die Düne vom herrlich weißen Sandstrand und dem Meer. Natürlich gehen wir bei angenehmen Tagestemperaturen auch baden. Überhaupt nutzen wir diese Tage zur intensiven Bewegung nach sehr langen Autoetappen. 

Unsere kleinen Mifas (= DDR Minifahrräder) ermöglichen uns einige Ausflüge in die sehenswerte Umgebung. In der nächstgrößeren Stadt Aģde möchten wir uns die Altstadt anschauen, werden aber von der Gendamerie gestoppt. Ein Actionfilm wird gedreht und das gesamte Stadtzentrum dafür abgeriegelt. Stattdessen landen wir beim Dönermann, der seinen Spieß über richtigem Holzkohlefeuer dreht. Lecker, aber teuer.

Am folgenden Tag gelingt uns dann doch noch die Altstadterkundung, die am berühmten "Canal du Midi" endet. Dieser Kanal ist 240 km lang und verbindet Toulouse über unzählige Schleusen mit dem Mittelmeer. Sogar eine Schleusentreppe ist dabei. Früher hatten die Kanäle eine große Bedeutung zur Beförderung von Waren. Dann kamen die Eisenbahn und später Autobahnen. Heute füllen unzählige Freizeitboote die Ufer des Kanals.

Wir machen Einkaufstouren zum Lidl, den es auch in Frankreich an jeder Ecke gibt und der im Land der Weintrinker einigermaßen preiswertes und trinkbares Bier offeriert. Im Decathlon gibt es dann noch Basecaps zum Schutz gegen die herrlich erbarmungslos scheinende Sonne.

Die ersten Tüten voller Schmutzwäsche sind gefüllt und so verbringen wir einen Vormittag im Waschsalon.  

Am 10.Oktober heißt es "Bon voyage!", denn wir verlassen nicht nur den Campingplatz als nahezu letzte Gäste, sondern wir wollen heute auch Frankreich hinter uns lassen. Wir entscheiden uns gegen die mautpflichtige französische Autobahn und für die Landstraßen. So durchfahren wir noch das eine oder andere hübsche französische Örtchen. 

Um 13.00 Uhr überqueren wir problemlos in den Pyrenäen die französisch- spanische Grenze.

Wir wundern uns nur: Es ist Sonntag und beidseitig der Grenze sind alle Geschäfte geöffnet. Es herrscht rege Shoppingfreude. Wahrscheinlich kann man zollfrei Waren erwerben. Wir bleiben davon unbeeindruckt, fahren einfach weiter.

Wie haben wir uns auf Spanien gefreut und sind nun erst einmal enttäuscht vom Anblick der ersten wenig altertümlichen Ansiedlungen. 

Die Mittelmeerarchitektur ist ganz dem Massentourismus gewidmet. Es gibt ab Lloret de Mar bis nach Barcelona kein unbebautes Stückchen Küste. Wildcamping, wie wir es uns für die nächsten zwei Tage vorgestellt hatten, hier unmöglich. 

Unser Navi leitet uns durch Barcelona. Holger lenkt den LT ohne Servolenkung verbissen durch diesen mehrspurigen Moloch. Massen an Taxis wechseln, gar nicht mehr lustig, von Fahrspur zu Fahrspur vor uns hin und her. Wir sind einfach nicht für die Großstadt gemacht!

Zwei Campingplätze wollen uns nicht als Gäste und machen uns das über ihren Preis gar zu deutlich: 28,00 bzw. 30,00 Euro.  

Gegen 19.00 Uhr erreichen wir "Camping Clara" und sagen zu 20,00 Euro pro Nacht dankend "Ja!" 

Wir übernachten nun zwar auch wieder nur wenige Schritte vom Meer entfernt, allerdings auch 5 Meter neben Bahngleisen, auf denen mehrmals in der Stunde laut donnernd Züge vorbeirasen. Nichts ist perfekt, aber wir machen es uns trotzdem schön!