Ups und Downs in Spanien

Der Himmel sieht heute bedrohlich nach Regen aus.

Über den Bergen im Hinterland hängen tiefe graue Wolken. Der kräftige Wind weht sie gefühlt immer dichter zu uns heran. Die Sonne versucht dagegenzuhalten. Mal sehen, wie lange ihr das noch gelingt. 

Wir sind nun den dritten Tag auf dem Campingplatz " Los Delfines", südwestlich von Cartagena gelegen. Nur eine Straße trennt den Platz vom Strand und dem warmen Meer, in dem wir nach wie vor begeistert plantschen.

Gerade eben hat sich eine Gruppe deutscher Radfahrer von uns verabschiedet. Die hatten sich gestern mit ihren Zelten, Auto und Anhänger in einem kaum noch wahrnehmbaren Abstand vor uns aufgebaut und sorgten für ein ziemliches Durcheinander bei ihrer Abfahrt heute morgen. 

Nun ist wieder Stille eingekehrt und ich nutze den Regentag zum Schreiben.

Vor ca. einer Woche waren wir noch inmitten riesiger Orangen- und Nektarinenplantagen nördlich von Valencia. Eine abendliche Mifa- Tour führte uns in die Altstadt von Moncofa. Auf einer Bühne klapperte eine bunt gekleidete Folkloretanzgruppe mit Kastagnetten zu spanischen Rhythmen. Wir schauten ihnen eine Weile erfreut zu, bis uns plötzlich drei heftige Knalle zusammenzucken ließen. Was war da los? Woher kam das? Zwei Gassen weiter fanden wir des Rätsels Lösung: 

"Bous al Carrer" ist ein Stiertreiben, bei dem einzelne oder auch mehrere Stiere durch die Straßen eines Ortes gejagt werden. Mutige oder Dumme stellen sich ihnen in den Weg und reizen die Tiere. Getötet werden diese aber nicht. Jedoch kam es schon zu Verletzungen und Todesfällen unter den menschlichen Teilnehmern. Das allseits begeisterte Publikum steht hinter dicken Gitterzäunen oder sitzt auf Podesten. Wie bei jeder spanischen Fiesta ist vom Baby bis zum Urgroßvater alles dabei. 

Wir waren schlecht vorbereitet, denn ohne Mundschutz blieben wir bei dieser Massenveranstaltung doch lieber auf Abstand. Schade, dass wir das Handy mal wieder nicht dabei hatten und somit kein Foto von dem wütenden Stier direkt vor uns machen konnten.

Unsere Weiterreise führte uns vorbei an Valencia, durch Plantagen voller Zitrusbäume, Weinreben und Reisfelder. Über all dem hing plötzlich beißender Brandgeruch. Wir dachten sofort an erneute Waldbrände, die es in diesem Sommer auch in Südspanien zahlreich gegeben hat. Aber damit hatte dieser Qualm nichts zu tun. Diese Brände waren bewusst von Menschenhand gelegt und dienten der Vernichtung von Abfällen aus der Landwirtschaft. 
 

In Deutschland wäre das wohl undenkbar. Dort ist ein Feuerchen in der Feuerschale schon nur noch eingeschränkt möglich. 

Je weiter wir nach Süden kamen, umso mehr veränderte sich die Landschaft. Auf staubtrockenem Boden und bei höherenTemperaturen wird hier wieder mehr auf Touristenhaltung gesetzt. Kurz vor Alicante erinnerten uns einige Wolkenkratzer am Horizont eher an den Größenwahn von Dubai als an Südspanien. Wir entdeckten eine Lücke in der konsequenten Uferbebauung und übernachteten hinter einer Düne mit angrenzendem Pinienwäldchen. Auf einer Parkbank sitzend, leerten wir im Sonnenuntergang eine Flasche Wein und wurden von Passanten über diesen Ort und dessen angeblich sauberste Luft der Welt belehrt. Vergessen war die rauchbedingte Atemnot des Vormittags. 

Das Leben kann so schön sein! 

Eine Menge Schmutzwäsche hatte sich angesammelt und so beschlossen wir, einen Waschtag einzulegen. An einer Tankstelle mit angeschlossenem Waschsalon machten wir halt und wuschen und trockneten für 19,50 Euro. 

In der " Eco Area Los Alcazares", einem mit Solarzellen überdachten Womo- Stellplatz, parkten wir uns später zur Übernachtung ab. Die Freude über unsere gute Ökobilanz dank dieser Entscheidung währte jedoch nur kurz, denn mit donnerndem Getöse jagte urplötzlich ein Düsenjet über unsere Köpfe hinweg, und noch mal und noch mal und.... . Der Wohnmobilpark befand sich unmittelbar neben einem Militärflugplatz. Am nächsten Morgen setzte sich der Höllenlärm fort und so suchten wir schnell das Weite.
 

Geplant war eine Stadtbesichtigung von Cartagena. Das historische Zentrum des "Städtchens" ist uns wärmstens empfohlen worden, bestimmt auch zurecht. Voller Vorfreude fuhren wir also die vorher erkundeten Parkplätze an, aber keine Chance. Der Stadtverkehr saugte uns erbarmungslos auf und wir waren mal wieder komplett davon bedient. 

Fluchtartig verließen wir den Schauplatz und steuerten bei mehr als 30 Grad Außentemperatur  rasch den nahe gelegenen Campingplatz "Los Delfines" an, auf dem es zwar keine Delfine gab, dafür aber einen netten Stellplatz unter Bäumen. Auch der Strand war nur ein paar Schritte entfernt und so richteten wir uns für vier Tage ein.

Morgen soll es weitergehen. Die Richtung unserer Reise ist klar. Allein der Zeitpunkt der Fährüberfahrt nach La Palma bleibt noch offen, denn der Vulkan ist immer noch am Feuerspucken. Vier Wochen kotzt er nun schon heiße Lava über die schöne Insel, vernichtet Gebäude und Existenten. Es reicht!