Heiße Tage auf La Palma

Nun befinden wir uns bereits wieder drei Wochen unter spanischer Sonne. Hier im Puerto von Tazacorte scheint täglich die heiße Augustsonne von einem mal mehr mal weniger bewölkten Himmel. Das Thermometer klettert tagsüber auf Spitzenwerte von bis zu 36 Grad und so manche Nachtruhe wird zur schweißtreibenden Unruhe. Wenn dann noch ein winziger Moscito zum Stechangriff auf deine Füße ansetzt, trägst du die Spuren der bewegten Nacht mit dunklen Augenringen und roten Juckflecken am Folgetag deutlich sichtbar mit dir herum. 

Kein Regentropfen fällt diesseits der Insel vom Himmel und so steht die Waldbrandstufe auf „Alto“ ( = dt.: hoch ). War der Boden unter den Pinienbäumen vor unserer Madeirareise bedeckt mit saftigem Grün, so ist dort mittlerweile jeder Grashalm der Trockenheit zum Opfer gefallen. Auch die teilweise blühenden Gewächse auf unserem Hausberg sind nur noch ausgedörrtes braunes Gestrüpp.

Das wundervolle an dieser Insel mit ihren hohen Bergen ist aber, dass jede Passatwolke, die sich über sie hinwegschiebt, ihr etwas Flüssigkeit spendet. Deshalb sieht die Nordseite von La Palma alles andere als vertrocknet aus. Starke Maronenbäume, mittlerweile prall gefüllt mit ihren Stachelfrüchten, immergrüne Lorbeerwälder, Obstgewächse und Gemüsefelder bedecken den kühleren und feuchteren Teil der Insel und machen sie wirklich zu einer „La isla verde“ (=dt.: Die grüne Insel).

Aus dem Hahn, der uns mitten im Nationalpark mit herrlichem Quellwasser versorgt, kommt nach wie vor genügend Trinkbares. Und so können wir unsere Kanister regelmäßig befüllen. 

Dank der (noch???)funktionierenden Naturkreisläufe leidet La Palma nicht unter Wassermangel. Andernorts in Spanien, und nicht nur dort, sieht es ja mittlerweile deutlich schlimmer aus.

Auch das salzige Wasser des Atlantiks wird im August hier reichlich genossen. Der schwarze Badestrand von Tazacorte ist rappelvoll mit bunten Sonnenschirmen und blauen Strandliegen. In Spanien sind Sommerferien und sowohl Festlandspanier als auch Bewohner der anderen Kanareninseln tummeln sich fröhlich in der Badebucht, an Land und im kühlen Wasser. 

Die ohnehin schon zu geringe Liegefläche wird Mitte August durch gelbe Absperrzäune noch mehr begrenzt. Wir wundern uns, warum man den Strand mit Wasser besprenkelt. Und warum eigentlich steht der Bierwagen im schwarzen Sand und nicht daneben auf der Strandpromenade? Seltsame Dinge ereignen sich in Vorbereitung auf ein für uns Deutsche verstörend anmutendes Fest. Die „Fiesta de la morena“ ist eine dem wohl hässlichsten Fisch der Meere, der Muräne, gewidmete Strandparty, bei der es nicht um Fischangeln oder Fischessen, sondern eindeutig um Fleischbeschauung mit ausgiebigem Popowackeln geht. Frau / Fräulein trägt dabei konsequent String-Bikinihöschen, unabhängig von Popogröße und Bauchumfang. „El hombre“ stellt den mal mehr, mal weniger vorhandenen Sixpack zur Schau. Es wird durch den höllisch heißen schwarzen Sand zu spanischen Rhythmen gestampft, wobei viel Körperkontakt entsteht. Der pubertierende Jüngling bekommt heiße Ohren angesichts der überwältigenden Flut an billigen ( Zwinkersmiley) Reizen. 

Etwas Abkühlung der erhitzten und alkoholisch in Höchststimmung versetzten Gemüter verschaffen die aufgestellten Salzwassersprenkler, Wasser aus dicken Schläuchen und eine große löchrige Gummimuräne, die herumgetragen wird, um das ausgelassene Partyvolk aus ihren Öffnungen zu bespritzen. Von Zeit zu Zeit stülpen sich starke Männer drei übergroße bunte Pappfiguren auf ihre Köpfe und laufen damit vor der jubelnden Menschenmenge auf und ab. Die Figuren könnten!!! drei Frauen darstellen, die Körbe mit Fischen zum Verkauf anbieten. Da das Internet mir keinerlei deutschsprachige Erklärung des lustigen Treibens liefert, kann ich nur spekulieren.

Wir betrachten das Spektakel eine Weile wassergeschützt von der Seitenlinie aus. Neben uns steht ein kleiner Junge und beobachtet staunend und mit offenem Mund seine vor ihm tänzelnde Mutter. Uns geht es ebenso. Auch wenn wir an diesem Nachmittag versuchen mitzuwackeln, natürlich unpassend mit viel zu viel Stoff bekleidet, so überkommt uns die spanische Leidenschaft nicht.

Ganz untypisch für hiesige Verhältnisse ist diese Party bereits nach Sonnenuntergang beendet. Das liegt wohl an den salzwassernassen Kleidungsstückchen, die deren Trägerinnen und Träger ohne die wärmende Solarkraft rasch herunterkühlen. 

Für unsere Abkühlung sorgen an den momentan sehr heißen Tagen regelmäßiges Eintauchen in das schon recht gut durchwärmte Ozeanwasser des Atlantiks, Außenduschen, kalte Getränke und hin und wieder ein leckeres Softeis vom netten Eisverkäufer an der Strandpromenade. 

Wir versuchen, trotz der Gefahr der Überhitzung, täglich einen intensiven Gang zu unternehmen. Vorzugsweise sind wir dann am Abend unterwegs. 

Bereits zwei Mal hat es uns in Richtung Lavafeld gezogen. Wir konnten den Fortschritt der dortigen Bauarbeiten bestaunen. Eifrig werden Rohre verlegt und Wege freigebaggert. Bescheidenes Leben kehrt wieder in die kleinen Häuser zwischen den braunschwarzen Hügeln zurück. An einigen Stellen werden abgekühlte Vulkangesteinsbrocken mit schweren Maschinen zu kleinen Steinchen zerstoßen, die wiederum dem Straßenbau dienen. 

Hält man die Hand unmittelbar über den grobporigen Untergrund, so verspürt man noch immer die große Hitze, die aus der Tiefe des Gesteins dringt. Der Blick hinauf zum Vulkankegel verrät, dass auch er weiterhin vor sich hin dampft. Beunruhigt ist hier diesbezüglich jedoch niemand mehr. 

Mittlerweile gibt es auch wieder eine Nord-Süd-Anbindung per Schotterpiste quer über das Lavafeld. Anhalten und neugieriges Herumgucken sind aus verständlichen Gründen verboten. Wir wollen unserem tapferen Womo die heißen Reifen ersparen und werden dieses Abenteuer wohl auslassen.

Heiß sind die Tage hier! Wir können uns die wetterbedingte Abkühlung, die uns in Deutschland erwartet, kaum vorstellen. 

Kalt scheint es im Land der Dichter und Denker auch anderweitig geworden zu sein- und das ist nicht nur dem Gasmangel geschuldet!